Forschungsprofil des Instituts für Sport und Sportwissenschaft
Die Forschung am Institut für Sport und Sportwissenschaft dient der Gewinnung sportwissenschaftlicher Erkenntnisse im Grundlagen- und Anwendungsbereich. Darüber hinaus bildet sie das Fundament einer forschungsorientierten Lehre. Sie ist gekennzeichnet durch die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit körperlicher Aktivität und menschlicher Bewegung unter Berücksichtigung von Aspekten der Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Technologie. Die Forschungstätigkeiten erstrecken sich auf die sportwissenschaftliche Theorienbildung, die Entwicklung von Methoden, Technologien und Programmen sowie deren Implementierung und Qualitätssicherung.
Die zentralen Forschungsschwerpunkte am Institut sind:
- die Bedingungen und Wirkungen von sportlicher Aktivität im Lebenslauf,
- der Schulsport und Sport von Kindern und Jugendlichen,
- die Prozesse der Selbstregulation im Sport und im Gesundheitswesen,
- die mobile Erfassung von körperlicher Aktivität und psychologischen Variablen im Alltag (Ambulantes Assessment),
- die Grundlagen des Energiestoffwechsels des Menschen und deren Bedeutung für die Prävention lebensstilbedingter Erkrankungen,
- die Entstehung degenerativer Prozesse und Wirkung sportlicher Betätigung auf arthrotisch geschädigte Gelenke
- und die Kontrolle und Biomechanik menschlicher Bewegungen.
Die Forschungsschwerpunkte spiegeln die Tätigkeitsfelder und Kernkompetenzen in den sieben Arbeitsbereichen des Instituts wider:
Sozial- und Gesundheitswissenschaften des Sports
Der Arbeitsbereich Sozial- und Gesundheitswissenschaften des Sports befasst sich insbesondere mit der Erforschung von Bedingungen und Wirkungen von sportlicher Aktivität im Lebenslauf. Entsprechend spielen Erklärungstheorien der Sportteilnahme, Interventionstheorien zur Gestaltung von Sportprogrammen sowie bio-psycho-soziale Theorien zu den Effekten sportlicher Aktivität eine wichtige Rolle. Zentrale Themen sind die Analyse psychischer und sozialer Bedingungen zur Beschreibung und Erklärung sportlicher Aktivität und körperlicher Leistungsfähigkeit im Lebenslauf, die Überprüfung der Wirkungen von sportlicher Aktivität auf die motorische, gesundheitliche, kognitive und soziale Entwicklung, die Optimierung von Methoden zur Erfassung der Bedingungen und Wirkungen von sportlicher Aktivität im Lebenslauf (u. a. Aktivitätsfragebogen, mobiles Selbst-Monitoring, Fitness- und Gesundheitstests). Weitere Schwerpunkte sind die theoriegeleitete Entwicklung von Sportprogrammen und Konzepten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in unterschiedlichen Handlungsfeldern des Sports bzw. in Settings der Gesundheitsförderung (Schule, Kommune, Betrieb, Verein etc.) und unter Einbeziehung moderner Technologien sowie die Evaluationsforschung und das Qualitätsmanagement im Sport und der Gesundheitsförderung.
Schulsport und Sport von Kindern und Jugendlichen
Der Arbeitsbereich Schulsport und Sport von Kindern und Jugendlichen wird am Institut durch das Forschungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen (FoSS) vertreten. Das FoSS ist zielgruppenspezifisch auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet und betrachtet dabei Schulsport als ein entscheidendes Setting. Ausgehend von einem ganzheitlichen Menschenbild werden im FoSS diverse Themen- und Theoriefelder der Sportwissenschaft genutzt, um anwendungsbezogene Forschungsergebnisse zu generieren. Somit spiegelt das FoSS im Kleinen die Arbeit des Sportinstituts bezogen auf die speziellen Altersgruppen wider. Im Fokus stehen Physical Literacy (z. B. Grundtätigkeiten des Bewegens, Bewegung und Lernen, Transitionsforschung), Vermittlungskompetenz (z. B. Digitalisierung im Schulsport, sportartübergreifende Konzepte für das Bewegungslernen, Entwicklung von individualisierten Programmen), In- und Exklusion (z. B. interethnisches Vorgehen, flankierende Programme für den Einsatz im Sportunterricht, motorische Tests) sowie sportartspezifische Fragestellungen (z. B. Sportartentwicklung, Talentauswahl, Sicherheit im Schulsport).
Gesundheitsbildung und Sportpsychologie
Der Forschungsschwerpunkt des Arbeitsbereichs Gesundheitsbildung und Sportpsychologie bezieht sich auf die Prozesse der Selbstregulation im Sport und Gesundheitswesen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie Menschen ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen steuern, um ihre Ziele zu erreichen. In Zeiten des digitalen Wandels ergeben sich neue technologische Möglichkeiten, innovative Lösungen zu entwickeln, aber auch soziale und psychische Herausforderungen für die beteiligten Personen. Die Schwerpunkte des Forschungsbereichs beziehen sich auf emotionale Prozesse und den digitalen Wandel.
Angewandte Psychologie
Der Arbeitsbereich Angewandte Psychologie zeichnet sich durch seine methodische Fokussierung auf das Ambulante Assessment aus. Interessierende Phänomene werden im Alltag (real-life) in Echtzeit (real-time) mittels psychophysiologischer Methoden (objektiv) und zeitsensitiver Analysen (dynamics) untersucht. Dabei stehen vor allem eine multimodale Operationalisierung interessierender Phänomene im Alltag unter Verwendung von subjektiven Selbstberichten (E-diaries), peripher physiologischen Signalen (EKG, EDA), und behavioralen (Accelereometrie, GPS, Digital Phenotyong, Mobile Sensing) Signalen im Mittelpunkt. Der inhaltliche Fokus liegt auf psychischen Symptomen bei Gesunden (bspw. Prokrastination bei Studierenden) und Patientengruppen (Borderline, Bipolare Erkrankung, ADHS).
Leistungsphysiologie und Ernährung
Im Arbeitsbereich Leistungsphysiologie und Ernährung werden die Grundlagen des Energiestoffwechsels des Menschen und deren Bedeutung für sportliche Leistungen und die Prävention lebensstilbedingter Erkrankungen untersucht. Im Fokus stehen die Identifizierung aktivitäts- und ernährungsassoziierter Determinanten des Energiestoffwechsels, sowie die metabolischen Effekte von körperlicher Aktivität und Ernährung. Darüber hinaus werden Fragenstellungen zu den zugrundeliegenden Mechanismen und deren Regulation bearbeitet. Diese Arbeiten werden in enger Kooperation mit dem Studienzentrum am Max-Rubner-Institut durchgeführt.
Sportorthopädie und Belastungsanalyse
Der Arbeitsbereich Sportorthopädie und Belastungsanalyse befasst sich mit den Wirkungen sportlicher Aktivität auf den Bewegungsapparat. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Analyse der Entstehung degenerativer Prozesse sowie die Wirkung von sportlicher Betätigung auf bereits arthrotisch geschädigte Gelenke. In Kooperation mit industriellen Partnern der Medizintechnik gilt es Verbesserungen in der konservativen Therapie arthrotischer Erkrankungen zu erarbeiten. Diese Aufgaben erfolgen in enger Kooperation mit dem Gelenkzentrum Schwarzwald, RKH Kliniken Neuenbürg.
BioMotion Center / Naturwissenschaften des Sports
Im Zentrum unseres Forschungsinteresses steht die menschliche Bewegung, die ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens ist, da sie die Mobilität des Menschen und damit die Interaktion mit der Umwelt sicherstellt. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel unserer Forschung die Funktionsweise menschlicher Bewegungen zu verstehen, d.h. das Zusammenspiel von Nervensystem und Muskel-Skelett-System, das ein koordiniertes Bewegungsverhalten ermöglicht. Von besonderem Interesse ist für uns, wie Trainingsprotokolle strukturiert und moderne Technologien (z.B. Orthesen oder Robotik) konzipiert werden müssen, um dieses Zusammenspiel und damit die motorische Leistung in verschiedenen Bereichen (z.B. Sport oder Rehabilitation) zu optimieren. Um diese Ziele zu erreichen, arbeiten wir als interdisziplinäres Team, das Forschungsstränge aus der Sportwissenschaft, den Neurowissenschaften, der Medizin, der Informatik und den Ingenieurwissenschaften gewinnbringend verzahnt.
Das Institut für Sport und Sportwissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie
Die Forschungsaktivitäten des Instituts für Sport und Sportwissenschaft sind durch eine interdisziplinäre Verknüpfung mit den Einrichtungen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) gekennzeichnet. Neben vielfältigen Zusammenarbeiten innerhalb des Bereichs „Informatik, Wirtschaft und Gesellschaft“ bestehen enge Vernetzungen in die vier weiteren Bereiche des KIT: „Maschinenbau und Elektrotechnik“, „Biologie, Chemie und Verfahrenstechnik“, „Natürliche und gebaute Umwelt“ und „Physik und Mathematik“. Darüber hinaus knüpft das Institut für Sport und Sportwissenschaft insbesondere an den bereichsübergreifenden Forschungs- und Innovationszentren „Information, Systeme und Technologien“ sowie „Mensch und Technik“ und darin dem Topic „Health Technologies“ an. So trägt das Institut zur umfassenden Bearbeitung der Herausforderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt am KIT bei.