Wanderkurs für internationale Studierende geht in die zweite Runde
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Autor:
Mareike Schroeter
- Datum: 28.10.2024
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Es hat sich schnell herumgesprochen, dass es am KIT inzwischen einen Wanderkurs für internationale Studierende gibt: Die Einführung für den Kurs im Sommersemester 2024 ist ratzfatz ausgebucht. Ich bekomme kurz vorher mehrere Anfragen von internationalen Studierenden, ob sie nicht doch noch am Wanderkurs teilnehmen dürfen. Na klar! Ich weise niemanden ab, der Interesse und Spaß daran hat, den Schwarzwald und seine Kultur zu erkunden. Im Gegenteil: Ich freue mich sehr über das große Interesse.
Der Hochschulsport des KIT übernimmt freundlicherweise ein zweites Mal die Finanzierung des Projekts und mit Annette Seiter, die das Internationale Buddy-Programm am KIT leitet, stimme ich die konzeptionellen Feinheiten ab. Sie greift auf jahrzehntelange Erfahrung mit internationalen Studierenden zurück, kennt also gut die Bedarfe und Bedürfnisse dieser Zielgruppe und gibt mir wertvolle Tipps. Ich schätze den Austausch mit Annette und mache mich alsbald motiviert an die Vorbereitung.
Warum Änderungen vornehmen, wenn sich (wenn auch noch nicht so) Altes bewährt hat?! Der Aufbau des Projekts bleibt gleich und so besteht es auch im Sommersemester aus einer Einführung, in der ich den Studierenden die Basics des Deutschen liebsten Outdoorsports vermittle, einem Workshop zur Kultur des Schwarzwalds sowie drei Wanderterminen. Doch bevor wir zusammen die Wanderschuhe schnüren und unsere Rucksäcke packen, treffen wir uns Mitte Mai zur Einführung. Als kurzes Warm up frage ich zunächst, woher meine interessierten Mitstreiterinnen und Mitstreiter kommen und erfahre, dass sie aus der Türkei, aus Mazedonien, Indien, China und den USA stammen, ein local buddy aus Ettlingen ist ebenso mit dabei. Super spannend! Wir sind also eine bunt gemischte Gruppe an wanderbegeisterten Buddies! Ebenso möchte ich etwas über ihre Wandererfahrung erfahren, um die Gruppe besser einschätzen zu können.
Nach dem kurzen Warm up beginnen wir mit der heutigen Agenda. Ich stelle die Packliste vor, auf der ich zusammengetragen habe, was alles in den Wanderrucksack kommt. Und ja, auch eine Regenjacke sollte eingepackt werden, denn die Niederschlagswahrscheinlichkeit ist in den Sommermonaten höher als in den Wintermonaten. Wir werden das in der Praxis selbst noch sehen! Aber dazu später. Ich erkläre, dass knöchelhohe Wanderschuhe das A und O sind neben einer zünftigen Jause, ausreichend Getränken, Energieriegel und Sonnenschutz. Manch ein Interessent muss sich noch neue Wanderschuhe zulegen, doch das mildert die Begeisterung nicht, im Gegenteil. Wir machen weiter im Programm. Auf den nächsten Folien geht es um körperliche und mentale Grenzen, geeignetes Kartenmaterial – analog wie für das Smartphone – und recht zuverlässige Wetter(apps). Wir schließen die Einführung ab mit einigen Regeln, die es im Schwarzwald, insbesondere im Naturschutzgebiet, zu beachten gilt.
Für unseren ersten Wandertermin Ende Mai treffen wir uns zahlreich und bei noch trockenem Wetter am Albtalbahnhof und fahren gemeinsam nach Gernsbach im Murgtal. Ich habe für den Einstieg eine etwa 8km lange Wanderung u.a. auf dem Gernsbacher Sagenweg und der beliebten Murgleiter über das Kriegerdenkmal – von hier aus hat man eigentlich einen wunderbaren Ausblick über die Stadt – und Schloss Eberstein geplant. Doch leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung! Als wir aus der Bahn aussteigen und über die Murg laufen, tröpfelt es leicht, doch innerhalb der nächsten Minuten fängt es an, stark zu regnen, Blitz und Donner kommen hinzu. In einem nahegelegenen italienischen Café suchen wir Unterschlupf und hoffen, dass das Wetter besser wird, aber der Regen lässt nicht nach. Mich ärgert es, so schlecht war das Wetter nicht vorhergesagt und ich hätte den Buddies gerne Lust auf mehr gemacht, aber sie sehen es gelassen. Wir einigen uns auf einen Ersatztermin im Juli und fahren anschließend wieder zurück nach Karlsruhe, wo es natürlich nicht regnet.
Vor den nächsten Wanderterminen findet Mitte Juni der interaktive Workshop zur Schwarzwälder Kultur statt. Wir steigen ein mit dem fesselnden Podcast 'Ein Traum aus Biskuit und Sahne – Getting to know the Gateau' zur Schwarzwälder Kirschtorte – eine der leckersten Spezialitäten des Schwarzwalds. Nach einer Wanderung wollen die internationalen Studierenden auch unbedingt mal diese weltbekannte Torte probieren, betteln sie. Machen wir, ist notiert! Wir beschäftigen uns mit weiteren Leckeren wie Kirschwasser, dem Schwarzwälder Schinken und Forelle. Ich gebe einen Input zur traditionellen Schwäbisch-Alemannischen Fasnet, danach geht es weiter mit der Black Forest Farm. Wir besprechen die Struktur des mit Stroh bedecktem Walmdachs und wer (Menschen und Tiere) wo „wohnt“. Der Lernzirkel schließt mit einem Kapitel zur Kuckucksuhr und der Glasbläserkunst.
Um den Studierenden einen kleinen Vorgeschmack auf die Wanderungen zu geben, schauen wir einen Ausschnitt aus der Naturdokumentation WildWestwegs – Schwarzwald. Hier wird auf nicht ganz so abwechslungsreiche, aber dennoch auf informative Weise der 285km lange Westweg von Pforzheim nach Basel vorgestellt. Geübte Wanderer legen diese Strecke in 12 langen Tagesetappen zurück, wir lassen es etwas gemütlicher angehen.
Die Wettervorhersage für den 13. und 14. Juli 2024 ist zum Glück sehr gut, sodass wir unseren ins Wasser gefallenen Termin nachholen können! Am Samstag erkunden wir die Gertelbachwasserfälle im Bühlertal und die Studierenden sind begeistert von der Tour. Das Wasser fließt in schnellem Tempo an moosbedeckten Steinen vorbei, das Licht fällt durch die Baumkronen und trägt so zu einer stimmungsvollen Atmosphäre bei und der Weg am Wasser ist kurzweilig. Wir machen Mittagspause auf dem aussichtsreichen Wiedenfelsen und laufen anschließend über Hertahütte und Kohlwiese zurück zur Bushaltestelle. Mit vielen schönen Eindrücken treten wir am Nachmittag die Rückfahrt nach Karlsruhe an.
Das Wochenende ist sportlich, denn gleich am nächsten Tag treffen wir uns erneut zum Wandern. Für Sonntag habe ich eine etwa 9km lange Tour vom Seibelseckle über den wunderschönen Mummelsee, die Grindehütte und den wenig markanten Gipfel Hornisgrinde ausgesucht. Die Aussicht von dem breiten Bergrücken in die Rheinebene und bis nach Frankreich ist atemberaubend! An einer Feuerstelle am Ski- und Wanderheim Ochsenstall machen wir Rast, auf breiten, geschotterten Forstwegen geht es schließlich zurück zum Ausgangspunkt. Müde aber glücklich schlafen wir auf der Rückfahrt schon fast im Bus ein.
Ende Juli sind wir bei Sonnenschein und blauem Himmel zu unserer letzten Wandertour verabredet. Ich habe eine Route über einen Teil des Sankenbachsteigs vorbei an den Sankenbachwasserfällen ausgewählt, die eine meiner liebsten Wanderungen im Schwarzwald ist. Wir müssen uns heute zum Glück nicht in die überfüllte Schwarzwaldbahn drängeln, sondern nehmen den Regionalzug auf einer anderen Strecke bis zum Luftkurort Baiersbronn. Von hier aus geht’s los! Wir sind sehr zügig unterwegs und erreichen alsbald den schön gelegenen Sankenbachsee, wo wir Mittagspause machen. Von hier aus führt ein fast alpiner Steig zu den Wasserfällen. Es geht immer wieder über Brücken über das Wasser, bis wir weiter oben auf einen Forstweg stoßen und von hier aus wieder ins Tal absteigen.